domingo, 27 de septiembre de 2009

HARNONCOURT: HISTORISCHE INSTRUMENTE IM SINFONIEORCHESTER

Historische Instrumente im Sinfonieorchester?

Bei welcher Musik liegt für Sie die Grenze beim Gebrauch alter Instrumente, ab wann benutzen Sie die Instrumente des heutigen Orchesters?

Ich bin da nicht so dogmatisch. Mit den Wiener Philharmonikern führe ich zum Beispiel die Matthäuspassion nicht mit historischen Instrumenten auf. Und das ist Bach.

Sie haben 1972 in Mailand ja auch Monteverdis "Ulisse" mit dem modernen Orchester dirigiert.

Ja, und ich habe sehr viele Sinfonien von Mozart mit verschiedenen Orchestern gespielt. Aber alle auch mit dem Concentus. Es gibt verschiedene Aspekte. Indem sich das Spielen auf historischen Instrumenten einbürgerte, wurde den Sinfonieorchestern ein großer Teil des Repertoires weggenommen. Das halte ich auch für einen Nachteil. Wenn ein Orchester keinen Mozart und keinen Bach spielt, dann spielt es auch Brahms und Stockhausen nicht so, wie es ihn spielen würde, wenn es die ganze Tradition im Blick hätte. Musiker sollten keine Spezialisten sein, sie sollten über ein breites stilistisches Spektrum verfügen. Auch beim Concentus lege ich Wert darauf, dass die Musiker nicht nur alte Musik machen. Der Horizont ist sonst allzu beschränkt. Neulich habe ich mit den Berliner Philharmonikern ein großes Oratorium von Händel gespielt. Sie hatten seit längerer Zeit keinen Händel mehr gespielt, und auch sehr wenig Bach. Es kostete viel Mühe, weil manche stilistische Kenntnisse neu erarbeitet werden mussten. Aber es wurde zu einem großen Erfolg, und allen wurde klar, wie wichtig diese Erfahrung war. Es gibt Werke, die würde ich nicht mit modernen Instrumenten spielen, zum Beispiel eine Canzone von Gabrieli oder "Orfeo" von Monteverdi; hier ist die ganze Instrumentation auf bestimmte Instrumente abgestimmt, die man nicht substituieren kann. Andererseits sind aber auch die sogenannt modernen Instrumente gar nicht so modern. In gewisser Weise sind sie auch schon mehrere Generationen alt.

Bei manchen Aufführungen, etwa mit dem Concertgebouw Orchester, haben Sie einzelne alte Instrumente in das moderne Sinfonieorchester integriert. Welches waren dabei Ihre Erfahrungen?

Beim Händel-Oratorium in Berlin setzte ich als Continuo-Instrumente Laute, Orgel und Cembalo ein. Mit dem Continuo mache ich das immer wieder, bei Bläsern in der Regel nur mit Blechbläsern. Bei Musik, die für Naturtrompeten geschrieben ist, sollte man stets versuchen, Naturtrompeten zu finden, weil sich moderne Trompeten dafür nicht eignen. Die müssen viel zu laut spielen, um denselben Effekt zu erzielen. Das stellt die Dynamik auf den Kopf. Auch bei den Hörnern kann man mit Naturhörnern sehr viel gewinnen. Nur muss man die Spieler dafür finden. Musiker von außerhalb in ein Orchester zu verpflanzen, finde ich nicht gut. Am besten ist es, wenn die Orchestermusiker selbst zu den historischen Instrumente greifen. Das war zum Beispiel beim Zürcher Opernorchester der Fall, als plötzlich die Trompeter und Hornisten von sich aus mit Naturinstrumenten kamen. Sie hatten das insgeheim geübt. Auch bei den Berliner Philharmonikern fragten mich die Posaunisten bei einem bestimmten Stück, ob sie nicht alte Posaunen nehmen sollten. Und bei Händel waren die Musiker an der Verwendung alter Trompeten interessiert. Leider fehlte die Probenzeit, um das entsprechend aufzubauen. Doch ich bin überzeugt: In einer Generation wird es in den großen Orchestern überall Musiker geben, die diese Instrumente spielen.

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